Ich halte ehrlich gesagt nicht viel von blutigen Szenen und bin grundsätzlich kein Fan von allem, was schon genremäßig in Richtung blutig tendiert. Aber ich lehne Gewalt in Büchern definitiv auch nicht kategorisch ab, es kommt für mich nur ganz stark darauf an, wie die Gewalt in die Geschichte integriert wird.
Gewalt in Büchern muss für mich ’sinnvoll‘ sein, das heißt, sie muss sich logisch als Eskalationpunkt des Plots ergeben und einen nachhaltigen Effekt auf die Handlung haben. Der Kontext muss stimmen und gewalttätige Handlungen dürfen nicht willkürlich, als Schocker, zur puren Aufmerksamkeitshascherei erfolgen. Solang blutige Szenen nicht aus Spaß an der Freude in einen Roman eingestreut sind, sondern sich die Gewalt realistisch entwickelt und auch mit den Folgen ernsthaft und auf angemessene Art und Weise umgegangen wird, dann finde ich Gewalt in Büchern an vielen Stellen nicht nur akzeptabel sondern durchaus auch wichtig und richtig.
Es kommt eben immer auf den Zusammenhang und vor allem auch die Umsetzung an. Die von Svenja bereits erwähnten Vergewaltigungen sind ein gutes Beispiel: Häufig tauchen sie in Geschichten auf, ohne wirklich irgendetwas zur Handlung beizutragen und vor allem auch ohne sich jemals mit den (physischen, psychischen) Folgen auseinander zu setzten – sie werden benutzt, um z.B. barbarische Zustände auf möglichst aufmerksamkeitserregende Art zu betonen, was auch auf Dutzende, sehr viel elegantere und nicht weniger eindrückliche andere Arten ginge. Mit so etwas – und das bezieht sich auf jede Art von Gewalt in Büchern, nicht nur Vergewaltigungen – kann ich beim besten Willen nichts anfangen und meist ruiniert das ein Buch für mich dann auch.